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Tour Reviews
The Highway Star

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Albert reviews 2000
 

Schlichtweg überwältigend

Lange habe mich auf dieses Konzert gefreut. Geglaubt, das Concerto mir jemals live anschauen zu koennen, habe ich bis zu dem Tage nicht, an dem ich die Karten via Internet-Bestellung vor einigen Monaten in den Haenden hielt. Und dann wurde es in der Halloween-Nacht Realitaet.

Meine Erwartungen an das Konzert waren sehr hoch, ich kannte die Aufnahmen von 1969 und 1999 mehr als sehr gut und war darauf gespannt, ob diese intensive Stimmung in einer Tour umgesetzt und gehalten werden kann. Und: Die Erwartungen wurden weit uebertroffen. Da gab es bei mir mehrfach Gaensehaut, die den Ruecken hinauf- und hinunterlief und selbst die Nackenhaare gaben standing ovations....

Die Olympiahalle in Muenchen war reichlich gefuellt (ca. 95%), die Stimmung war fantastisch. Da der Veranstalter in der Halle (aehnlich wie im Theater) durch einen dreimaligen Gong auf den Beginn hinwies, waren die Zuspaetkommer deutlich in der Minderzahl. Beginn war 20:15 Uhr.

Unser Sitzplatz war in der 4. Reihe. Absolut freie und gute Sicht. Der Sound war Klasse. Die Lautstaerke war zwar hoch, aber Gehoerschutz war nicht erforderlich: die Buehnennaehe hat den charmanten Vorteil, dass die Monitorboxen ebenso zu hoeren sind wie die eigentliche verstaerkte Musik, die doch weitgehend ueber uns hinweg ging. Auch konnte so das Orchester weitgehend unverstaerkt gehoert werden.

+ + + + +

20:00 Uhr: Erster Applaus, als das Orchester die Buehne betritt. Die Musiker fotografieren und sind sichtlich von der Halle und den Menschenmassen angetan.

20:15 Uhr: Jon Lord betriit die Buehne und begruesst unter starkem Applaus das Publikum. Ein Zwischenrufer wird mit "right over there: my brother. Special welcome to him" begruesst. Das Publikum applaudiert. Damit haben viele (aber leider nicht alle) verstanden, dass eben diese Rufe nicht gewuenscht waren. Die weiteren wenigen Zwischenrufe beschraenken sich mit ihren Stoerungen fast nur auf das 1. Lied.

Die Musiker verteilen sich wie folgt (Von links nach rechts): Steve Morse (dahinter die back street girls -s.u.-), Jon, Big Ian, dahinter Paicey, ganz rechts Roger, dahinter die Horn-Section. Hinter dieser Phalanx verteilt sich das Orchester in der fuer Symphonieorchester typischen Aufteilung.

1. Pictured within: Miller Anderson mit seiner Art als gelungene Mischung (bitte den ohnehin hinkenden Vergleich nicht allzu ernst nehmen) von Joe Cocker und Luciano Pavarotti. Ihm haette eigentlich mehr Freiheit zugestanden werden koennen. Ich habe ihn 1998 mit der Spencer-Davis-Group (inkl. Pete York) in der Hamburger Fabrik live gesehen: Der Mann spielt und singt einen Blues...... , aber dass gehoert nicht unbedingt hierher...

2. Sitting in a dream: Heftiger Applaus, als Ronnie James Dio die Buehnen betritt. Aus der 4. Reihe sind zwar seine fast 60 Jahre zu erkennen, aber diese Stimme! Selbst in der sehr großen Olympiahalle kann ich nur feststellen: Raumfuellend! Welch ein Gegensatz von Koerpergroeße und Charisma! Unglaublich. Das dazugehoerige Gitarrensolo (Slideguitar) kommt von Miller Andersen, der sich fuer den restlichen Abend mit den drei Damen (spaeter von Ian Gillan als Back-Street-Girls vorgestellt) als background-Saenger betaetigt.

3. Love is all: Das Orchester (besonders die Blechblaeser) gibt maechtig Gas, man merkt bei den Musikern, dass sie mit Spaß bei der Sache sind. Der “karussel- und jahrmarktartige” Zwischenteil des Songs kommt prima herueber, da haette man schon fast mitschunkeln koennen......

4. Fever Dreams: Typischer DIO-Song. Steve spielt sehr hart. Sehr knackige Akkorde, Ian Paice drueckt maechtig auf das Tempo. Zugeschnitten auf die grandiose Stimme, ueberzeugt der neue Song restlos und laesst gutes fuer das neue Album erahnen. Hoffentlich ist ein vernuenftiger Gitarrist dabei und nicht dieser Feld-, Wald- und Wiesengitarrist Craig Goldie, oder wie heißt doch gleich dieser Pfadfinder-Lagerfeuer-Schlaggitarre spielende Musiker (“Mister Two- Tone”) ????????

5. Rainbow in the dark: Die Buehnen-Praesenz und die ihm eigenen Gestik und Mimik ist einfach unglaublich. Tosender Applaus, als er die Buehne verlaesst.

6. Wring That Neck: Wie auf der 1999er-Albert-Hall-CD als Jazzrock- / Rhythm ’n’ Blues-Nummer gespielt. Ein Kurzsolo (ca. 10 Sekunden) von Ian Paice macht Appetit auf mehr.

Ian Gillan betritt anschließend, begleitet von starkem Applaus und Jubel, die Buehne. Er traegt ein schwarz-weißes Hemd und eine “etwas” zu große, mit sehr reichlich Bundfalten besetzten weiten Hose (weiteres zum Thema “Anzug” steht beim 2nd Movement).

7. Fools: ....das ist dass nochmal erleben konnte, ich werde meinen Enkeln (hierfuer fehlen aber noch deren Eltern als Voraussetzung) davon berichten. Klingt unglaublich frisch, getragenes Solo von Steve.

8. "When a blind Man cries" (angekuendigt: “ Tonight we will make something slightly different”), fuer mich eines der Lieder, die mich auf diversen Feten der 70er Jahre (im wahrsten Sinne des Wortes) eng begleitet haben. Schoene Orchestereinleitung, der Rest dann wie auf der Purpendicular-Tour, nur mit toller Mitarbeit und Unterstuetzung des Orchesters.

8. Ted the mechanic: Da geht die Post so richtig ab, selbst Paul Mann, der sich auf dem Dirigentenpult schon warmgelaufen hatte, hatte sein Smoking-Jackett schon laengst ausgezogen. Dann schritt er an den Fluegel und haemmert heftigst die Akkorde mit. Jon Lord tat selbiges an der Hammond-Orgel. Die beiden sahen zwar nicht aus wie Marek und Vacek (wer kennt die beiden Pianisten aus den 70ern noch?), aber es ist sehr beeindruckte, wie die zwei sich ergänzen. Hier wird mir deutlich, dass Jon jemanden gefunden hat, der seine musikalische Ergänzung in Richtung Solo-Projekte sein kann. Warten wir es ab. Applaus gibt es bei den Solos und nach dem Song auch durch die Orchestermusiker!

9. Von Ian Gillan angekuendigt als “The well dressed guitar” Das Liedchen (relativ kurz) klingt wie eine Etude fuer Klavierspieler, nur hier ein perfekter Mix aus Steve’s Gitarre und dem Orchester. Mehrere lange parallel gespielte Melodielaeufe. Das Publikum jubelt frenetisch.

10. Pictures of home: Wie auf der Albert-Hall-CD, intensives Solo von Steve. Unter voelliger Vernachlaessigung von Stil und Form legt der Dirigent seine Fliege ab....

11. Sometimes i feel like screaming: Passende Einleitung des Orchesters und ansonsten wie auf der Purpendicular-Tour, nur mit toller orchestraler Ergaenzung.

12. Concerto: Ian Gillan gibt dem Publikum ein paar einleitende Worte mit auf den Weg und verdeutlicht, dass eben der Kampf zwischen Band und Orchester, bei dem es keinen Sieger gibt - (1. Satz), der Annaeherung (2. Satz) und die Gemeinsamkeit von beiden (eben der Musik) dargestellt wird. IG verlaesst die Buehne.

• First movement: Energiegeladen wie bekannt, a real struggle between band and orchestra. Bei den ersten Melodiepassagen des Orchesters gibt es einen “Wiedererkennungsapplaus” vom Publikum. Langes Gitarrensolo von Steve. Standing ovation.

• Second movement: Ian Gillan hat sich umgezogen: Schwarzer zweireihiger Smoking, schwarzes T-Shirt. Solo von Jon Lord, Starker Applaus.

• Third movement: Paicey spielt wie besessen. Selbst das bekannte Solo von der Made-in-Japan-CD ist harmlos und kurz gegen das, was da abging. Teilweise hat er seinen Kopf an dem rechten Arm aufgestuetzt und spielt “mit links” derat schnell auf der snaredrum, dass die “airdrummer” im Publikum nur 2haendig mitkamen. Je oller je doller.... standing Ovations, sehr langer Applaus. Unmittelbar abschließend wird der Mann an der Kesselpauke von Paul Mann zum Solo angetrieben.

Am Ende des Concertos: Die Halle tobt, erneute standing ovations; Ian Gillan im schwarzen Anzug, daneben Steve im sog. Muscle-shirt lassen mich zum Thema “Was ziehe ich an?" mehr als grinsen.... Paul Mann schuettelt dem 1. Violinisten die Hand. Roger sieht dieses und geht zum 1. Kontrabassisten und schuettelt ihm ebenfalls die Hand..... Jon Lord und Paul Mann und das Orchester werden mit Standing ovations ueberschuettet.

Als sich denn nach einer Weile (ca. 5 min.) doch noch die Begeisterung zu legen scheint dringen, klingen Akkorde durch den Raum:

13. Perfect Strangers: Ein Teil des Publikum verlaesst die Plaetze und stuermt zum Buehnenrand (einer schafft es, sogar die Buehnen zu entern und wird von Steve symbolisch und akustisch mit der Gitarre erschossen...), die Haende fliegen in die Hoehe und los geht’s: Volle Pulle mitgesungen (erstaunlich, dieser Song gehoert fuer mich immer noch zu den “neuen” D.P.-Songs und ist schon 17 / 18 Jahre alt?!?!), das Orchester kaempft sich erfolgreich durch die Lautstaerke der Band, Paul Mann springt (so hoch habe ihm gar nicht zugetraut) wie ein Derwisch auf seinem Podium das Orchester in die naechsten Einsaetze. Die Band zuendet den Nachbrenner, die Solos sind besser den je. Sitzt ueberhaupt noch jemand in der Halle?

14. Smoke on the water: Steve spielte im Intro u.a. das Stairway to heaven - Guitarsolo (Tangorhythmus), auch Ian Gillan fiel mit Gesang ein. You really got me von den Kinks, eine ZZ Top-Nummer, Clapton’s Crossroads; weitere bekannte Nicht-Purple-Songs sind im solo enthalten, die ich nicht auf die Schnelle nicht zuordnen konnte. Bekannter Wechselgesang Ian Gillan - Publikum. Nach dem Ende ist das Publikum derart aus dem Haeuschen, das minutenlang gejohlt, gepfiffen und getrampelt wird. Ich muss kurz an die Kompentenz des Statikers denken und ob er seine Hausaufgaben gemacht hat.... Das Orchester verlaesst in dieser Zeit die Buehne. Ist sehr beeindruckend in dieser riesigen Halle.

Zugaben:

15. Black Night: Schon in den “Zugabe - Zugabe”-Rufen sind die Einleitungsnoten zu hoeren, gesungen werden sie vom Publikum. Steve und Big Ian neben die Melodie auf, kurze Zeit spaeter fallen Jon, little Ian und Roger ein. Die Halle tobt. Black night ist best as ever...... Steve und das Publikum duellieren sich mit Vorspielen und Nachsingen. Ian Gillan steht auf dem Dirgentenpult mit -Stab und dirgiert. Aufgrund seines Harrschnitts und seines schwarzen Smokings sieht er fast aus wie der Bruder von Paul Mann.... . Die bis dahin blendende Stimmung nimmt nochmals zu.

16. Highway Star: Schon bei den einleitenden zarten Rhythmen auf der Snaredrum “ticken” einige vor der Buehne durch: Die Laute, die zu hoeren sind, scheinen nicht mehr unbedingt menschlich. Die Stimmung kocht. Ein Blick Reih‘um erkennt niemanden, der nicht die Haende hoch haelt und mitklatscht, geschweige denn sitzt. Der ganze Song kommt sehr kompakt herueber.

Und dann machte es PLOPP, das Licht ging an, die Show war vorueber...... über 3 Stunden vergingen wie im Fluge. Es war schlichtweg ueberwaeltigend. Ich habe eine solche Stimmung bei einem Live-Konzert -es ist mein 75. Rock-Konzert- noch nicht erlebt. Faszinierend.

Abschließend ein paar Worte zum Orchester: Die Professionaliaet war deutlich zu erkennen. Die jungen Musiker “gingen” allesamt mit. Bei den Aelteren hielt sich das teilweise in Grenzen. Paul Mann als Dirigent: springen, tanzen, head-banging, er ist der perfekte Integrator und die nicht quietschende Scharnierstelle zwischen Rock und Klassik .

Schlussendlich bin ich mit dem Ereignis mehr als sehr zufrieden. Die Songs klingen auch trotz ihres Alters von 15 - 30 Jahren frisch. Steve Morse hat doch der Band mit seinem Einstieg bei Deep Purple einen Kick gegeben, der sie von anderen langgedienten Bands abtrennt und deutlich aus der Ecke “Geronto-Rock” herausgerissen hat. Carry on... So koennen wir getrost und in tiefer Zuneigung zueinander alt werden..........

Sebastian Adam

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