[ d e e p P u r . p l e ) The Highway Star

Schweiß und Schabernack

Deep Purple legten am Dresdner Elbufer ihre bluesigen Wurzeln frei

Von Andy Dallmann

Der Purpurball im Bühnenhintergrund verfärbte sich passenderweise häufig blau. Denn Deep Purple kramten nicht eine Mitbrüll-Nummer nach der anderen hervor, sondern betrieben ausgedehnte Wurzelstudien und stießen dabei immer wieder auf den Blues. Blues in verschiedensten Schattierungen, genau das Richtige für diese laue Sommernacht am Dresdner Elbufer, wo sich Balladen wie "When A Blind Man Cries" wunderschön entfalten konnten. Mehr als 5000 Fans genossen am Mittwoch aber auch die immer wieder eingestreuten Erfrischungen aus der eher metallischen Repertoire-Ecke.

Schon zum Warmwerden hatte die Band mit "Woman From Tokyo" klargemacht, dass sie durchaus aus der Klassiker-Kiste zu servieren gedenkt, dann aber ebenso auf Material aus neueren Tagen zurückgriffen. So wie "Ted The Mechanic" vom 96er Album "Purpendicular", dem ersten, an dessen Produktion Gitarrist Steve Morse beteiligt war. Der gehört nun genau sieben Jahre zum Team - die für Ehen zu diesem Zeitpunkt allgemein vorausgesagten Querelen scheint es in dieser Beziehung glücklicherweise nicht zu geben.

Im Gegensatz zu Vor-Vorgänger Ritchie Blackmore ist Morse schließlich nicht nur ein talentierter Saiten-Arbeiter, sondern auch ein Mann mit Humor. Eine Sammlung prägnanter Riffs der Rock-Geschichte spulte er mit sichtlicher Freude runter, um dann - Überraschung! - "Smoke On The Water" rauszuschälen. Auch Frontmann Ian Gillan gab mit Begeisterung den Entertainer. Leicht abgespeckt und mit gestutztem Haupthaar mimte er ein bisschen die Diva, die durchgeschwitzte Kostüme zügig zu wechseln versteht, aber genauso mühelos ein Parodien-Medley in einen Hammer-Song wie "Speed King" integrieren kann.

Schweiß, Schabernack, vor allem aber fetter Rock, der an diesem Abend weitgehend frei von Patina schien. Trotz personellen Handicaps zog das alte Schlachtschiff Deep Purple souverän seine Bahn: Keyboarder Jon Lord musste sich einer Knie-Operation unterziehen und überließ sein Instrumentarium für drei Konzerte Don Airey. Der hatte immerhin Ende der 70er Jahre gemeinsam mit Bassmann Roger Glover bei Rainbow georgelt und sich schon dadurch für diesen Aushilfsjob empfohlen, den er solide erledigte. Das brachte ihm auch die öffentliche Anerkennung Ian Gillans ein. Der sprang barfuß am Bühnenrand entlang, immer um Kontakt zum Publikum bemüht und erreichte so tatsächlich eine Nähe, die bei derartigen Konzerten selten ist. Da hielt sich dann auch der Ärger des Publikums in Grenzen, als nach dem Zugaben-Block mit "Black Night", "Hush" und "Highway Star" nach wenig mehr als anderthalb Stunden Schluss war.

Sächsische Zeitung

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Thomas Wieschke


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