[ d e e p P u r . p l e ) The Highway Star

Deep Purple in Frack

From Neue Zürcher Zeitung.

Dass Hardrocker mit Philharmonikern auftreten, ist nicht ganz neu. Der Deep Purple Keyboarder Jon Lord darf für sich in Anspruch nehmen, mit seinem 1969 aufgeführten "Concerto For Group And Orchestra" diese Art der Vermählung von 'Klassik' und 'Beat' erfunden zu haben.

Drei Jahrzehnte später nun gehen Deep Purple, begleitet von einer knappen Hundertschaft von Musikerinnen und Musikern in Abendkleidern, Frack und Smoking, mit dem Werk sogar auf Tournee. Lords "Concerto", eine Mischung von spätromantischer Harmonik mit viel Bläsern und brachialen Gitarrenriffs, klingt in der aktuellen Version mit dem Romanian Philharmonic Orchestra erstaunlich kompakt, stimmig und feinnervig.

Band und Orchester sind gleichberechtigte Partner, Steve Morses ultraschnelle Melodielinien auf der Gitarre verschmelzen mit der Musik der hinter Plexiglasscheiben sitzenden Philharmoniker, und Bass und Schlagzeug federn einmütig mit den Orchester-Bässen und Pauken.

Vor und nach dem "Concerto" allerdings, beim Auftritt des Gastsängers Ronnie James Dio und bei Purple Knallern wie "Smoke On The Water" oder "Perfect Strangers", hat das Orchester bloss die Funktion eines zusätzlichen, vielstimmigen (Streich-) Instruments. Solchen Bombast hat diese Band nicht nötig; im Gegenteil, er hemmt ihren Rhythmus und ihre Dynamik. So können die fünf Hardrocker erst bei der zweiten und letzten Zugabe, als das Orchester die Bühne bereits verlassen hat, ihre Magie kurz aufblitzen lassen: Eine brodelnde, fetzende Version von "Highway Star" zeigte, dass Deep Purple noch immer eine der besten Live-Bands der Welt ist.

Neue Zürcher Zeitung, Ressort Zürcher Kultur, 20. Oktober 2000, Nr.245, Seite 46

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Theo Buehler


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